Begräbnisrede für eine Deutsche

Danke, Holger. Das waren wirklich sehr schöne Worte. Die hätten unserer Sabine sicher gefallen. Für alle, die mich nicht kennen, ich bin die Nachbarin von der Sabine, Gerda Wohlleben, wir haben mehr als 20 Jahre nebeneinander gewohnt.

Und was soll ich sagen, die Sabine war wirklich eine tolle, also so eine ganz besondere Nachbarin.

Sabine, wenn du das hörst, ich beneide dich jetzt noch um deine Chrysanthemen. Wie die geblüht haben, jedes Jahr wieder!  Denn einen grünen Finger, das wissen ja wahrscheinlich alle hier, hatte die Sabine.

Aber nicht nur Blumen waren ihr Freund, genauso gewissenhaft hat die Sabine sich auch um ihre Mittmenschen gekümmert, wahrscheinlich kennt jeder hier ihren berühmten Schichtsalat, den sie auf jede Geburtstagsfeier mitgebracht hat.
Sogar das Rezept hat sie geteilt, wenn man gefragt hat, das ist Sabines berühmte Großzügigkeit. Der war ja richtig exotisch der Salat, mit diesen mexikanischen Nacho-keksen, denn die Sabine war ja auch immer sehr offen für andere Kulturen. Ganz eine Kosmopolitin, ich weiß noch, als wir mal mit den Mädels vom Buchclub brunchen waren in diesem spanischen Restaurant, und die Sabine konnte als einzige auf spanisch nach der Rechnung fragen, also andere Länder, das war auf jeden Fall ihre große Leidenschaft.

Also auch, wenn das nun ganz exotische Länder waren, ihre Putzi, dieses absolut reizendes Mädchen, ganz liebenswürdig, bildschön, wie hieß sie noch Holger, Suyanna?, naja die kam ja auch aus Afrika und obwohl die ja gar nicht richtig deutsch konnte, hat die Sabine immer sehr herzlich mit ihr gelacht und die auch immer sehr ordentlich bezahlt, sehr ordentlich. Da war die Sabine wirklich sehr korrekt.

Also so andere Länder, das fand sie ja eh ganz spannend, jeder hier weiß ja wahrscheinlich, wie sehr sie immer der alljährlichen Kreuzfahrt entgegenfieberte, seit ihr lieber Mann Andreas, Gott hab ihn selig, so viel zu früh von ihr gegangen ist. Ach, unsere Göttergatten, wie ich sie manchmal vermisse, liebe Sabine. Darüber konnte man mit dir ja auch immer so offen reden, wenn einem was auf dem Herzen lag, da hatte die Sabine immer ein offenes Ohr für einen.

Sie hat ja auch immer an andere gedacht, von jeder ihrer Reise bekam ich eine Ansichtskarte, ein herrliches Schiff war das ja, sehr luxuriös, und diese Auszeit hatte sie sich ja auch wirklich verdient, fleißig war die Sabine ja ihr ganzes Leben.

"Von nichts kommt nichts" hast immer gescherzt, meine liebe Sabine, jedes Mal, wenn ich dich wieder mal im Garten auf frischer Tat ertappt habe und du schön frühmorgens am werkeln warst. Du hast mir doch immer wieder fast ein schlechtes Gewissen bereitet!

Dass jetzt so viele Freunde und Familienangehörige hier sind, das hätte der Sabine wahrscheinlich richtig gefallen. Manchmal hatte sie ja auch so eine verrückte Seite, wo sie gesagt hätte "Das ist zwar meine Beerdigung, aber lacht doch auch miteinander", lachen auf einer Beerdigung, so eine verrückte Idee konnte nur von dir kommen, liebe Sabine!

Wir werden dein sonniges Gemüt alle im Herzen behalten, meine liebe Sabine.

Ach, und ein Hinweis noch in eigener Sache: Ich hab für das Essen noch eine kleine Überraschung vorbereitet. Draußen auf dem Buffet, direkt neben den Schnittchen, steht auch eine Schale von Sabines berühmten Schichtsalat. Ich hoffe, er schmeckt euch.

Bitte denkt doch dran, die benutzten Tupperschalen später einfach in die Kiste zu legen. Vielen Dank. Ach, hier dein Taschentuch, Holger, tausend Dank.






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